Landhausstil: Vom Wohnen auf dem Lande (1)

Vollendetes Landhausflair findet man bei uns in Deutschland vor allem in alten Fachwerkgehöften, in den reetgedeckten Seekaten im Norden, in den Bauernhäusern Bayerns und des Schwarzwaldes sowie im Spreewald und in der Lausitz. Augenfällig genau dort, wo viel Holz und Naturstoff verbaut wird. Mit einem Plädoyer über das „Wohnen auf dem Lande“ in Deutschland leiten wir unsere Landhausstil-Beitragsreihe ein.

Folgebeiträge Landhausstil in ENTSPANNT WOHNEN:

Funktionalistisch orientiert

Holzhaustür mit blühenden Malven

Es geht auch anders: Holzhaus in Mecklenburg

Außer in den traditionellen Häusern kann von einem typischen Landhausstil in Deutschland keine Rede sein. Neigen die Deutschen vielleicht eher zu einem ökologisch orientierten Design, bei dem die Funktionalität im Vordergrund steht? Dies spiegelt sich auch im deutschen Holzbau wider. Dominant sind der Naturholzton, Braun, Olivgrün und Weiß – Farben, die der Lebhaftigkeit und Heiterkeit (wie zum Beispiel in den skandinavischen Ländern) entbehren.

Man schwört auf die Wirkung des Holzes als solches, obwohl es in einem Holzhaus mehr als genug Möglichkeiten gibt, das Holz Holz sein zu lassen. Über lebhafte Farben denken wir gar nicht erst nach. Dabei könnten doch allerlei umweltfreundliche Lasuren nicht nur die Fassaden, sondern auch unsere Wohnungen spielend leicht verschönern!

Geschmäcker sind verschieden, wird jetzt manch einer vielleicht sagen. Und was tun wir reiselustigen Deutschen? Wir erfreuen uns an der heiteren Stimmung und an der Farbenfreudigkeit in anderen Ländern. Warum dann nicht ein wenig Urlaubsflair zu Hause? Wer sich zu Hause wirklich wohl fühlt, muss nicht immerzu auf Reisen gehen. Mit etwas Geschick und ein paar Farbdosen kann man sich in jedem einzelnen Raum seines Hauses eine ganz spezielle Idylle schaffen.

Der deutsche Wohnstil wurde in den vergangenen Jahrzehnten allgemein von Kauf- und Versandhäusern geprägt. Aber selbst dort weist heute der Trend klar in Richtung „farbenfroher Landhausstil“. Liebhaber von rustikalem und verspieltem Design werden zunehmend in den Möbelkatalogen fündig. Der Landhausstil ist nicht nur „in“. Er ist – ebenso wie die Folklore – keine Eintagsfliege, zeitlos und natürlich schön.

Weniger ist leer

Fachwerkhaus - Fenster

Traditionell und schön – der Fachwerkbau

Wenn überhaupt von einem prägenden Wohnstil in Deutschland die Rede sein kann, dann eigentlich nur von einem gewissen Bauhaus-Purismus – von der „Kühlschrank-Architektur“ mit schlichten Metall-Ledersesseln eines Le Corbusiers. Ludwig Mies van der Rohes berühmtes „Weniger ist mehr“ passt uns ordnungsliebenden Deutschen gerade gut in den Kram.

Robert Venturi, ein Wegbereiter der emotionalen Stilrichtung, wandelte diesen Satz in „Weniger ist leer“ um und mixt in amerikanischer Unbekümmertheit Farben, Stile und Materialien. „Nippes“ darf herumliegen und muss nicht im Einbauschrank verschwinden. Immer mehr Menschen geben sich nicht mehr mit einer durchgestylten Wohnung nach Schema F zufrieden.

Im Vordergrund steht der individuelle Geschmack des Hausbewohners, der – und sei er noch so üppig und exzentrisch – eine höhere Wohnqualität bringt, als industrialisierte Normen je erreichen können. Von Chrom, Glas, Plastik und Beton geht nun mal nicht derselbe sinnliche Reiz aus wie von natürlichen Materialien.

Vorstellungen reifen lassen

Reethaus an der Ostsee

Reethaus an der Ostsee

In den Gebieten Deutschlands, in denen der Landhausstil kaum traditionelle Formen aufweist, steht der Wohnkultur alles offen. Man ist ungebunden und frei in seiner Kreativität! Alles was urtümlich, anheimelnd, rustikal, exotisch und natürlich wirkt, ist erlaubt! Dazu gehören neben dem Holz Werkstoffe wie Stroh, Lehm, Reet, Bambus, Wolle, Leinen, Rattan, Gußeißen, Keramik, Kieselsteine, Muscheln, Seide, Blumen und Farben, die unsere Sinne an die Natur erinnern.

Bonbonrosa die Wände, ozeangrün der Teppich und die Vorhänge kobaltblau – die expressive Leuchtkraft der Farben sorgt selbst an verregneten Herbsttagen für gute Laune. Das Lebensgefühl vom Wohnen auf dem Lande, die Atmosphäre von entspannter Ruhe und Harmonie können wir einfangen. Und es ist keine abartige Verwegenheit, sich dabei in fremden, weniger industrialisierten Gefilden umzusehen. Auch andere Völker schmorten nicht nur im eigenen Saft, wie im nächsten Kapitel nachzulesen ist. Wer will, kann Stile, Dekors und Design nach Herzenslust mischen.

Fachwerk mit Rosenhecke

Schöner Wohnen hat auch viel mit der Fassadengestaltung zu tun!

Aber lassen Sie ihren wohnlichen Sinnen und Gefühlen Zeit, sich langsam zu entwickeln. Das ist ganz wichtig! Die Einrichtung und Innengestaltung Ihres Hauses muss ebenso mit Ihnen wachsen wie das Haus. Voreiliges und überstürztes Handeln kann zu Unzufriedenheit, Unsicherheit und Frust führen. Vergeudete Zeit und herausgeworfenes Geld! Greifen Sie also nicht zu schnell zum Pinsel. Wände, Möbel und Türen lassen sich auch später noch anstreichen.

Lassen Sie ganz bewußt vieles offen und gehen Sie erst dann ans Werk, wenn sozusagen „der Funken übergesprungen ist“ – wenn ihre Vorstellungen reif und greifbar sind. Um vollendete Harmonie in Innenräumen zu erreichen, müssen die Gedanken künstlerisch und kreativ wachsen – wie bei den Larssons im schwedischen Dalarna…

 

Fortsetzung: Unsere Blogreihe „Landhausstil“ wird mit einem Beitrag über den Landhausstil in aller Welt fortgesetzt.

 

Wohnen und Entspannen mit Bildern?

.

Bitte nutzen Sie das Gästebuch für Ihre Kommentare!

Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.