Beitragsfolge Südküste Norwegens: Das Weiß der Kapitäne

Nicht ohne Grund beginnt unsere weltweite Holzhausreise in Norwegen. Dort erwartet Sie ein ganzes Land aus Holz, edel verarbeitet, edel durchgestylt, edel belassen. Zuweilen malerisch ungeschliffen und dann wieder mondän wie an der norwegischen Südküste – der Sonnenküste Sorlands. Die Norweger sind Meister der Kunst, Häuser in ihre natürliche Umgebung einzupassen.

Norwegen-Folge-Beiträge: Das Weiß der Kapitäne

Pittoreske Filmkulissen

Weiße Holzhäuser am Skaggerak

Holzhäuser an der norwegischen Südküste

Im Stadtteil Bakklandet von Trondheim zum Beispiel findet man die vertraute alte Holzhausbebauung. Sehr pittoresk sind in Trondheim zudem die alten Holzspeicher am Nidelv, die auf Pfählen im Wasser stehen. Ebenfalls aus Holz: die schöne Brücke mit ihren Ornamenten und der Erzbischhöfliche Palast aus dem 12. Jahrhundert.

Siedlungen wie die alte Bergarbeiterstadt Røros unweit von Trondheim mit ihren fast schwarzen Blockhäusern und den grasbewachsenen Dächern wirken äußerst urtümlich. Torf- und Grasdächer mit Holzplanken als Unterlage waren eine ideale Methode, um die Häuser gegen die eisige Kälte im Norden des Landes zu isolieren.

Als Regenrinne diente Birkenrinde. Birkensämlinge schlagen im Torfdach Wurzeln, es muß alle zwei Jahre gemäht werden. Røros steht auf der Unesco World Heritage List. Es diente als Kulisse zur Verfilmung einiger Schauspiele Henrik Ibsens.

Geniestreiche in Holz

Holzhäuser in einer Stadt an der norwegischen Südküste

Norwegens Städte sind Postkartenidylle aus Holz

In den Bergen Norwegens sowie in dem Freilichtmuseum Maihaugen (Lillehammer) und dem Norsk Folkemuseum (Oslo) kann man außer den alten Grasdach-Blockhäusern die berühmten Stabkirchen bewundern. Die Stabkirche von Borgund ist der älteste Holzbau Europas.

Stabkirche Norwegen - Eingangsschwelle

Eingangsschwelle an der Stabkirche bei Oslo

Im Grunde sind die Stabkirchen Holzständerwerke. Starke Schwellbalken, die auf einer Schicht großer Steine lagern, bilden ihr Fundament. Einzelne Bauelemente wurden auf ebener Erde vorgefertigt. Wer sich in einer Stabkirche umsieht, wird neben verschiedenen Holzverstrebungen auch eine Art Windrispenband aus Holz entdecken, das zur Aussteifung der Holzwände dient. Heute verwendet man im Holzrahmenbau Windrispenbänder aus Metall.

Der Holzfachwerkbau entwickelte sich in Skandinavien aus der Stabbauweise. Die teergetränkten und mit dicken Holznägeln auf den Sparren befestigten Holzschindeln sorgten dafür, dass die Dächer kein Wasser durchließen. In der Anfangsphase des Christentums gingen heidnische Schnitzfiguren und -ornamente mit Motiven des Christentums einher.

Ein beliebtes Motiv war der Drachenkopf, den man von den Wikingerschiffen kennt. Sie dienten den Zimmerleuten der Stabkirchen als Vorbild. Diesem Drachenkopf schrieb man einen Abwehrzauber gegen Dämonen zu, die der Kirche gefährlich werden könnten. Die Eingangsschwelle, die sog. Geisterschwelle, hatte eine ähnliche Funktion.

Weit bis ins Mittelalter war sie auch bei den norwegischen Bauernhäusern gebräuchlich. Eine ähnliche Abwehrmagie findet sich in der alten chinesischen Wohnlehre Feng Shui wieder, die mittlerweile in Deutschland sehr populär ist.

Norwegens Drachenhäuser

Kragero an der norwegischen Südküste

Kragero an der norwegischen Südküste

Das Motiv des Drachens wurde in den eindrucksvollen Drachenhäusern der „Norweger-Romantik“ aufgegriffen. Als um die Mitte des 17. Jahrhunderts die holzverarbeitenden Manufakturen aufkamen, setzte sich mehr und mehr die Plankenbauweise gegenüber der Blockbauweise durch. Die neuen Häuser bemalte man in lebhaften Farben.

In den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts baute man im ganzen Land Drachenhotels, -bahnhöfe, -sanatorien und -villen. In den Hügeln oberhalb von Oslo – neben der Sprungschanze – liegt das Holmenkollen Park Hotel Rica. Umgeben von traditionellen Holzschnitzereien und verwunschenem Interieur genießt man dort einen herrlichen Blick auf Oslo.

Felsenküste Norwegen - Südküste

Felsenküste Norwegen

Auch in den malerischen Bergtälern, wie zum Beispiel dem Setesdal im Süden des Landes, errichtete man solide Bauernhäuser aus Baumstämmen. In unserer Beitragsfolge über die norwegischen Holzhäuser möchten wir uns vor allem an die Südküste am Skaggerak begeben, wo die Holzhäuser bevorzugt weiß gestrichen sind und mit ihrer mondänen Ausstrahlung überzeugen.

Vorschau: Der erste Beitrag der Norwegen-Folge führt über Bergen, wo es gleich zwei Künstlerhäuser zu besichtigen gibt, nach Stavanger an die Südküste des Landes.

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Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.