Lyrik schwebt in der Luft: Ein Duft von Apfelblüte

Der Frühling steht in voller Blüte, neben Flieder und Blauregen zieht der Duft von Quittenblüten durch den Garten. Auch an den Spätapfelbäumen schnuppern die Bienen. Bei soviel Poesie in der Natur breitet die dichterische Fantasie ihre Flügel aus. Aber welche Rolle spielen Erinnerungen in der Fantasie? Nutzen Sie auch diesen lyrischen Dreizeiler als Quelle für einen genussvollen Moment der Achtsamkeit… Vielleicht möchten Sie zudem ein Apfelbäumchen pflanzen?

Anleitung: Achtsamtkeitstraining
Info: 5-min.-Entspannung Mo.+Mi.
Therapeutischer Nutzen: Achtsamkeit

Blüten süß wie Äpfel

Haiku von Gabriele Walter, Apfelblütenduft, Frühling

Erinnerung und Fantasie

Sicher ist es Ihnen schon einmal ähnlich ergangen: Ein Duft zieht durch die Lüfte und erinnert an alte Zeiten. Obwohl es mit dem eigentlichen Haiku weniger zu tun hat, erinnert mich der Apfelblütenduft stets an meine Kindheit. Dann sehe ich einen großen Garten mit vielen Apfelbäumen vor mir und freue mich darüber, in diesem herrlichen Garten einst aufgewachsen zu sein. Vielleicht wurde dort der Samen für meine lyrische Dichtkunst gesät… Jedenfalls hat der Duft der Apfelblüten meine Fantasie zu diesem Haiku beflügelt.

Viele Menschen haben eine schöne Kindheit in trauter Einheit mit Geschwistern und Verwandten erlebt, werden jedoch irgendwann im Leben von den familiären Beziehungen schwer enttäuscht. Was aber oft bleibt, sind die schönen Erinnerungen an die Kindheit, die man sich bewusst machen und – neben den dunklen Schatten – als sonniges Licht betrachten kann.

Enttäuschungen fußen auch auf zu hohen Erwartungen. Man sollte sich bewusst machen, dass sich die Welt nicht zum Guten oder Schlechten verändert hat. Die Welt ist so gestrickt, wie sie schon immer war und ist! Lediglich war man zu jung und erfahrungslos, um sie in ihrer tatsächlichen Form zu begreifen. So absurd die Welt zuweilen sein mag, Martin Luther meinte einst: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Da die angebotenen „Lösungswege“ für Probleme ebenso absurd sein können, sei hier ein alternativer Ratgeber empfohlen:

„Auf der Suche nach der verlorenen Seele“ von Sandra Ingermann. Ein großartiges Buch!

Stell dir vor:

  • Schließe die Augen.
  • Visualisiere einen sonnigen Garten voller Apfelbäume.
  • Gerade stehen die Spätäpfel in voller Blüte.
  • Um dich herum zwitschern die Vögel.
  • Du gehst von einem Apfelbaum zum anderen, ziehst deren Blütenzweige zu deiner Nase herab und genießt den feinen Duft von Apfelblüten.
  • Öffne die Augen, lies das Haiku und widme dich dem Achtsamkeits- und Genusstraining.

 

Haiku-Lyrik

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Süß wie die späte

Frucht frühlingsschwanger die

Apfelblüten duften.

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Achtsamkeitstraining mit dem Frühlings-Haiku:

  • Lies das Haiku-Gedicht mehrmals laut oder wiederhole es still! Achte dabei auf die Wortarten in dem Gedicht! Wie viele Adjektive (Eigenschaftswörter) sind in dem kleinen Haiku enthalten?
  • Was sagen dir die Wörter?

Oft besteht ein Haiku aus wenigen Substantiven, die die Funktion von Schlagwörtern haben und eine Handlung wie im Zeitraffer beschreiben. In diesem Haiku übernehmen jedoch die Adjektive diese Funktion.

  • Stelle einen Zusammenhang zwischen den Wörtern „süß“, „frühlingsschwanger“ und „spät“ her!
  • Das Wort „frühlingsschwanger“ ist eine dichterische Erfindung. Analysiere dessen Aussage etwas genauer!
  • Welche Rolle spielen dabei die beiden Substantive „Frucht“ und „Apfelblüte“?

Wenden wir uns nun den Klanglauten in dem Gedicht zu! Befrage dabei alle deine Sinne:

  • Welche Laute hörst du und woran erinnern sie dich?
  • Analysiere vor allem die Vokale und deren Beziehung zu dem einzigen Verb in dem Haiku!

Die eigentliche Handlung des Haikus verbirgt sich in dem Wort „duften“, wobei wir den Vokal „u“ auch in der „Frucht“ und als Umlaut in weiteren Wörtern finden.

  • Mach dir diese Konstellation der Vokale bewusst und überlege, durch welchen Vokal sie in ähnlicher Weise ergänzt wird!
  • Wie klingen diese Vokale? Eher tief und warm oder hell und schrill?
  • Welche Konsonanten verstärken diesen warmen Eindruck und welches Wort wird dadurch besonders betont?
  • Was riechst du? Was kannst du als Geschmack ausmachen?
  • Wohin führen dich Geschmack und Duft?
  • Welche Gedanken mögen zur dichterischen Entstehung des Wortes “frühlingsschwanger” in dem Gedicht geführt haben?
  • Betrachte das Haiku als Konstrukt, in dem du jeder einzelnen Zeile des Gedichtes eine Aussage zuteilst!
  • Atme gedanklich den Duft ein und genieße den Geschmack!
  • Wie fühlst du dich jetzt? Erspüre die Einheit von Körper, Geist und Seele!

Infos und Tipps: Zum Beispiel der Fuji-Apfel oder der Boskoop

Welcher Apfelbaum ist für eine derartige Meditation geeignet? Eigentlich alle Apfelsorten, wobei es besonders süße Spätäpfel gibt. Der winterharte Fuji-Apfel stammt ursprünglich aus Japan und China und blüht in der Mitte der Saison. Geerntet werden kann die Sorte von Mitte bis Ende Oktober. Dieser rotbackige Apfel schmeckt außerordentlich knackig und süß. Da er die Wärme liebt, benötigt er Lagen mit langer Sonneneinstrahlung.

Auch die Boskoopäpfel sind sehr süß (bis zu 55 Oechsle) und werden erst im Oktober geerntet. Ein Apfelbaum sollte wohl überlegt ausgesucht werden, denn mit diesem guten Freund lebt man noch lange zusammen. Es macht Mühe ihn groß zu ziehen, weshalb man alles dazu tun sollte, langwährende Freude daran zu haben.

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(Alle Haiku-Gedichte im Bernsteinrose-Blog stammen von Gabriele Walter. Bitte beachten Sie das Urheberrecht!  Insbesondere auch die Haikus können nur mit unserer Genehmigung veröffentlicht werden. Sie können jedoch gerne zu unseren Beiträgen verlinken.)

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Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.