Femme fatale, schwärmerische Romantikerin, Zigarren rauchendes Weib in Männerkleidern, streitbare Bürgerin: George Sand polarisierte und erregte stets die Gemüter. Obwohl sie zu den meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhunderts gehörte, erntete sie nicht nur Bewunderung, sondern auch Vorurteile, Ablehnung und Häme.
Mallorca-Folge-Beiträge:
- 1/ Mallorca und George Sand: Eine Frau mit Esprit und Zivilcourage
- 3/ Mallorca und George Sand: Mallorquinisches Intermezzo
- 4/ Mallorca und George Sand: Präludien der Melancholie
- 5/ Mallorca und George Sand: Wenn Regentropfen klingen
„Chopin auf Mallorca“ – unsere Youtube-Playlist mit auf Mallorca komponierten Klavierstücken!
Charisma der Verlockung
Sicher hatte es einigen weiblichen Charme erfordert, einen Mann wie Frédéric Chopin, ihren Geliebten von 1838 bis 1847, zu der Voyager auf die Insel Mallorca zu bewegen. Mochte der Komponist doch nicht einmal die „Pflichtausflüge“ mit ihren Kindern zu den Bauerndörfern rund um Schloss Nohant im Berry, Sands Heimat in Mittelfrankreich. Ebenso war ihm ihr soziales Engagement suspekt. Chopin behagte die schillernde Welt des Adels mehr als die selbstlosen Wohltätigkeiten seiner Partnerin.
George Sand war von den Menschen auf Mallorca enttäuscht, was vor allem auf das Verhalten der Insulaner gegenüber dem kranken Chopin zurückzuführen war. Der Arzt hatte ihm einen Klimawechsel angeraten. Er folgte von Paris mit der Eilpostkutsche bis Perpignan, dann ging es gemeinsam im Reisewagen nach Port-Vendres, von dort per Schiff nach Barcelona.
„Mademoiselle ist wirklich fürchterlich“
Während des Aufenthalts der beiden außergewöhnlichen Feriengäste aus Paris stießen Welten aufeinander. Laut der aufmüpfigen Schriftstellerin gab es nichts „Elenderes“ als diesen Insel-Bauern, der angeblich nur beten, singen und malochen kann und niemals denkt. Voller Eitelkeit behauptete sie zudem, dass man den fruchtbaren Boden Mallorcas rationeller bestellen und dadurch den Ertrag vervielfachen könne.
Ebenso unfassbar erschien George Sand, dass die Mallorquiner bis zum Ende der beiden Monate strömenden Regens darauf beharrten, dass es auf Mallorca niemals regnet. Insel-Bewohner seien entweder „Kannibalen“ oder sehr freundlich, meinte sie. Wem wundert da noch die Meinung ihres einstigen Hauslehrers: „Mademoiselle ist wirklich fürchterlich!“.
Gustave Flaubert: „Sie fehlt mir.“
Auch George Sands zahlreiche Amouren waren Ausdruck einer freidenkerischen Natur, die in einer Zwangsehe ohne Liebe kein Glück finden konnte. Liebevoll warnte sie ihren Sohn Maurice vor einer Heirat ohne Liebe, ja sie verglich diese mit einer dauerhaften Galeerenstrafe. Mit ihrem Ehemann Casimir wäre sie wohl nicht nach Mallorca gereist! In ihm sah sie nur den Saubermann, der alles besser machen will und dadurch vieles zugrunde richtet. Neugierigerweise wusste sie, dass in seinem Testament nur Verwünschungen stehen.
Nach erdrückenden Ehejahren fand sie schließlich im selbst genähten Männerkostüm zu sich selbst zurück. Dennoch musste sie für ihre Träume einen hohen Preis zahlen: Vergeblich suchte sie nach der wahren großen Liebe, nach jemandem, der sie genauso lieben konnte, wie sie zu lieben bereit war.
Als die mutige Freidenkerin 1876 mit 71 Jahren in Nohant starb, schrieb Gustave Flaubert an ihren Sohn drei schlichte, eindrucksvolle Worte: „Sie fehlt mir.“ Der Grande Dame hätten sie sicher gefallen: klar, ehrlich und auf den Punkt. So wie ihr Leben war!
Fortsetzung:
In der nächsten Mallorca-Folge berichten wir über die Anreise des Liebespärchen und über den Aufenthalt der Beiden in Palma, wobei Sie Näheres über Mallorcas schöne Hauptstadt erfahren.
Anmerkung: Nähere Informationen erhalten Sie in den folgenden Büchern:
- „Ein Winter auf Mallorca“ von George Sand, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co, München 1985
- George Sand – Eine Biografie, Armin Strohmeyr, Reclam, Leipzig, 2004
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