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Auszug aus einer Reportage über den Eiswein-König Helmut Dönnhoff:
Eisperlen für edelsüße Rieslinge
Fünf Uhr früh, ein eisiger Novembermorgen an der Nahe bricht an. Das Weinörtchen Oberhausen liegt noch im Schlaf. Nur einer ist schon unterwegs. Frost war am Vorabend angesagt worden, und Helmut Dönnhoff ist auf Eiswein aus. Die Leidenschaft für diese einzigartige Weinspezialität aus gefrorenen Beeren hat ihn aus dem Bett getrieben.
Das Thermometer an Dönnhoffs Geräteschuppen unten am Fluss zeigt minus 7 Grad Celsius. Ein Anhaltspunkt: Durch jahrelange Beobachtung hat der Winzer herausgefunden, dass hier exakt die gleiche Temperatur herrscht wie drüben, auf der anderen Seite des Flusses, in seiner berühmten Lage Oberhäuser Brücke. Dort hängen noch die letzten Rieslingtrauben an den Rebstöcken, sorgsam gehütete Reste der Ernte vom Herbst, reserviert für den Eiswein und zum Teil mit Plastikplanen gegen Vogelfraß, Wind und Wetter geschützt.
Nachdem die Haupternte Ende Oktober eingefahren war, hatte Helmut Dönnhoff seine Lesemannschaft noch ein paarmal in den Weinberg geschickt, um eine negative Auslese vorzunehmen: Nur gesundes Traubengut sollte an den Reben zurückbleiben. Und der Ertrag wurde dabei erheblich reduziert.
Mit der Taschenlampe und Thermometer geht Dönnhoff in den Weinberg, um nachzuprüfen, wie hart die Weinbeeren gefroren sind. Denn minus 7 Grad – das ist lediglich ein ungefährer Grenzwert für die Eiseweinlese, aber noch keine Garantie für eine erfolgreiche Ernte. Bei dieser Temperatur beginnt zwar das Wasser in den Beeren zu gefrieren, aber der optimale Lesezeitpunkt hängt auch vom Zuckergehalt ab: Beeren mit einem hohen Mostgewicht und entsprechend konzentriertem Saft bleiben bei nicht so starkem Frost immer noch weich. Erst Temperaturen ab minus 10 Grad stimmen die Eisweinwinzer zuversichtlich. Denn dann sind die Trauben tief gefroren und beim Pressen verbleibt das Wasser in Eiskristallen in der Kelter, und nur der konzentrierte Saft läuft ab.
So richtig zufrieden ist Dönnhoff mit den Frostgraden an diesem Morgen nicht. Soll er lesen oder lieber abwarten? Er zögert noch kurz, dann ist die Entscheidung gefallen. Zusammen mit Ehefrau Gabriele klingelt er seine Leute per Telefon aus dem Schlaf.
Aber plötzlich ziehen Wolken auf. „Doch noch alles wieder abblasen?“ überlegt er. Wolken sind wie eine wärmende Isolierschicht, die sich über die Landschaft legt. „Auch Wind ist verheerend“, weiß der Winzer. Die Kaltluft, die sich auf dem Boden sammelt, wird dann von wärmeren Luftschichten durchmischt. „Absolute Windstille, sternenklarer Himmel und minus elf bis zwölf Grad Celsius“, wünscht sich Dönnhoff, „dann ist es perfekt.“
Die Riesling-Lage an der Oberhäuser Brücke hatte sein Vater für den Eiswein auserkoren. Im Frühjahr haben die Dönnhoffs dort zwar manchmal mit extremen Kälteeinbrüchen zu kämpfen, 1997 etwa vernichteten Nachtfröste noch im April bis zu 80 Prozent der Ernte. Aber im beginnenden Winter bringt gerade diese Lage die besten Eisweine hervor. „Die günstigsten Voraussetzungen für den Eiswein sind gegeben, wenn der Weinberg etwas tiefer liegt, denn die Kaltluft sackt nach unten“, sagt Helmut Dönnhoff und zeigt auf einen schroffen Felsen im Osten, „bei uns wirkt der Lemberg zudem wie ein Sonnenschutz.“
Bei tiefstehender Sonne wirft er noch bis 10 Uhr Schatten über die Reben. In der Dämmerung wird die Kälte in das enge Tal hineingedrückt. „Die Bedingungen hier sind sehr kleinklimatisch, hundert Meter weiter klappt es mit dem Eiswein schon nicht mehr.“ Und außerdem sei die Qualität der Rieslingtrauben…
(veröffentlicht in „Der Feinschmecker“, Heft 2, Februar 1999)
Die Eiswein-Reportage wurde ins Norwegische übersetzt und mit unseren Fotos in der Weinzeitschrift „vinforum“ veröffentlicht!
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