Kontemplation Wasserfall und Teich: Künstlerische Aspekte im Wassergarten (5)

Bei einem Zierteich geht es nicht darum, ihn der Landschaft anzupassen – er hat den Zweck, sich von ihr abzuheben. Nichts wirkt hingegen kitschiger als ein Naturgartenteich in erhöhter Lage, denn Teiche liegen in der Landschaft fast immer in Niederungen. Der Entwurf eines regelmäßigen oder unregelmäßigen Wasserbeckens sollte aber immer mit der Gesamtkonzeption des Gartens im Einklang stehen.

Beitragsfolge: Kontemplation Wasserfall und Teich:

Runder Springbrunnen

Springbrunnen im Park

Die ersten Gärten der Menschheit

Die ersten Gärten in der Menschheitsgeschichte waren Wassergärten. In Wüstenländern zum Beispiel sind Gärten nichts anderes als die Verherrlichung von Orten, an denen es Wasser im Überfluss gibt und wo Bäume wachsen, die Schatten und Kühle spenden.

Exotische Seerose mit lila Blüte

Exotische Seerosenblüte

Ein persischer Garten gleicht einer Oase. Meist ist er von hohen Umfriedungsmauern umgeben; im Inneren genießt man den kühlen Schatten und den Anblick und das Geräusch des Wassers. Statt Blumen sorgten im Sommer Fayencefliesen für Farbe. Frühe Gemälde zeigten als Rasenersatz grüne Fliesen, die die ausgedehnten Bodenflächen bedeckten.

Die im 14. Jahrhundert von Mauren geschaffenen Gärten des Generalife in Granada gingen direkt aus den persischen Gärten hervor. Sie sind das beste europäische Beispiel für die Anwendung sämtlicher Spielarten des Wassers. Ihre symmetrisch verlaufenden Kanäle sind von bunten Blumenrabatten gesäumt. Wasserspiele sorgen dafür, das auch das Ohr mit genießt.

Die Gärten der Antike

Man kennt auch die Berichte von der Schönheit der antiken Gärten Roms und Griechenlands, in denen Springbrunnen und Becken den Mittelpunkt bildeten. Bezeichnend für die römische Wohnkultur ist das Atrium, über dessen offenes und nach innen geneigtes Dach nicht nur Licht und Luft in die quadratische Säulenhalle gelangten – auch das Regenwasser wurde in einem schönen Marmorbecken im Boden (impluvium) aufgefangen.

Säulenhalle mit Impluvium - römische Villa in Aschaffenburg

Impluvium im Pompeijanum – Nachbau einer römischen Villa in Aschaffenburg

Ein kleiner Springbrunnen plätscherte erfrischend. Im Pompejanum – die Aschaffenburger Nachahmung einer pompejanischen Villa – kann man ein solches Regenauffangbecken und einen römischen Gartenhof bewundern. Die römische Villa ließ König Ludwig I. von Bayern im Jahre 1848 erbauen. Inmitten einer mediterran gestalteten  Parkanlage steht sie auf einem Weinberg über dem Main.

Auf den Wandmalereien im Gartenhof des Pompejanums ist ein Springbrunnen mit exotischen Vögeln zu sehen (s. Bild unten). Die Gestaltung und Anordnung der einzelnen Elemente unterlag dem Geschmack der Zeit, jede Lösung war Ausdruck ihrer Lebensform – entweder geheimnisvoll-romantisch oder repräsentativ-formal.

Während für die altrömischen Gärten große Wasserbecken mit regelmäßigem Grundriss typisch waren, wurden in die gotischen Gärten nur kleine Brunnen oder Wasserbecken integriert.

Wasser als architektonisches Stilelement

Architektonische Anlagen fügen sich in stark überbaute Bereiche optimal ein. Ein Betonbecken wirkt immer irgendwie künstlich und verträgt sich deshalb schlecht mit dem Bemühen um ein naturnahes Biotop. Bei einem klassischen Zierbecken liegt der Akzent nicht auf dem Leben, das es birgt, sondern auf seiner Fähigkeit zu spiegeln, zu glitzern, zu spritzen und zu kühlen.

Die dazugehörigen exotischen Pflanzen haben alle Eigenschaften klassischer Schönheit. Unerwartete Vertikale unterstreichen das Horizontale, wozu kontrastierende Pflanzen wie Iris und Schilf sowie hochspritzende Fontänen zählen.

Ein Teich mit Goldfischen oder Schmuckschildkröten, Unterwasserbeleuchtung und Skulpturen kann – schon allein aus biologischen Gründen – niemals ein Naturteich sein.  Durch Anheben des Wasserspiegels über den Erdboden lässt sich die Wirkung des Zierbeckens verstärken.

römische Wandmalerei mit Vogeltränke und Säulen

Wandmalerei im Hofgarten (Pompeijanum Aschaffenburg)

In einem romantischen Garten verschmelzen sich dagegen  die flachen, geschwungenen Ränder des Teichs durch eine naturnahe Uferbepflanzung mit ihrer Umgebung. Dabei harmonieren drei Dinge immer mit dem Wasser: einheimische Pflanzen, Natursteine und Holz. Buntlaubige Pflanzensorten sollten an einem Naturteich weniger eingesetzt werden.

Reisetipp:

Pompejanum in Aschaffenburg: Pompejanumstraße 5, 63739 Aschaffenburg, Tel. 0 60 21-21 80 12

Öffnungszeiten:

April-13. Oktober: 9-18 Uhr
Montags geschlossen
14. Okt.-März: geschlossen

 

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Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.