Viele Urlauber entfliehen dem eher modernen Stadtbild der Norderney auf der Heimreise mit einem Abstecher in den malerischen Künstlerort Greetsiel am Festland. Obwohl die Baukunst auf der Norderney zu Heines Zeiten sicher ebenso schön war, verließ er im September 1827 – aus Sorge vor Anfeindungen wegen seiner Prosa-Reisebilder – fluchtartig die Insel. Ein gemietetes Segelboot brachte ihn zunächst nach Wangerooge. Oft ist der Dichter auf der Norderney in einer Stimmung, welche derjenigen Werthers in Goethes Roman gleicht. „Die Leiden des jungen Werthers“ hatte er dort erneut gelesen. Ebenso liest er Heinrich Kleist und lässt sich wie Goethe von dem persischen Dichter Hafis inspirieren. Außerdem greift er auf die Urerfahrung des Menschen in der Dichtung Homers zurück. Und er ist von seinem verehrten „Cousin“, das heißt von Lord Byrons Schilderung des Meeres im ersten Gesang des „Child Herold“ beeindruckt.
- Poetische Fotoreise: Auf den Spuren von Heinrich Heine auf der Norderney
„ … für den überschickten Homer danke ich Dir. Ich lese ihn einsam am Strande wandelnd; und da kommen mir allerlei Gedanken.“
Heinrich Heine
Zum Windsausen das
Wolkenschauspiel im Glanz
Der Ebbe verglimmt.
Gleich Harfentönen
Der Schleier des Sonnengoldes
Schmelzend verklingt.
Mattrosig schimmernd
Gleich seidenem Gewebe
Weißer Inselstrand.
Im schaumwandelnden
Träumen dämonisch versinkt
Die Nacht im Nordmeer.
Die Haiku-Gedichte unserer Beiträge sind auch in den Geschenk-Buchreihen „LOUNGE“ und „Kunstretreat“ enthalten.
Sketchzeichnungen von Kurt Ries
Haiku-Gedichte von Gabriele Walter