Tatsächlich birgt der Rhein mit seinen verborgenen Felsen, Strudeln und Strömungen an der Loreley besondere Gefahren. Auch Heinrich Heine wurde von der Sirenen-Legende zu seinem berühmten Gedicht inspiriert. Von jeher ist die Loreley ein Brennpunkt für Dichter und Maler. Für den Reisenden auf den Spuren Turners bleibt indessen manche Frage zu seinem einstigen lokalen Standpunkt als Landschaftsmaler offen.
Online-Kunstevent „Turner und die Rheinromantik“:
- Rheinromantik-Beitragsfolge „Auf den Spuren Turners“
- Beitragsreihe: Erlesene Gedichte der Rheinromantik
- Internationale Kunstausstellung „Hommage an William Turner und die Rheinromantik“
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Landschaft verändert sich
Die Legende von dem Felsen, an dem die berühmte Sirene mit ihrem Gesang die Fischer in den Tod lockt, wurde erst 1802 von Clemens von Brentano erfunden. Voller Seelentiefe behandelte aber auch Josef von Eichendorff das Thema in seinem Gedicht „Waldgespräch“.
In seiner Rheinserie von 1817 malte Turner sieben Ansichten von der Loreley, wobei er vor allem den unteren Teil des Felsens darstellte. Sicher haben der Gesang von Natur und Poesie an dem berühmten Felsen Turners Fantasie in ganz besonderem Maße beflügelt. Mit der Teildarstellung des Felsenformation wandte er einen Kunstgriff an, durch den es dem Betrachter überlassen bleibt, sich die Ausdehnung und Erhabenheit der Szenerie vorzustellen.
Ebenso wie ein Teil des Felsens am Rolandseck für den Bau der B 9, wurde dann der untere Teil des Loreley-Felsens für den Bau der Rheinstraße B 42 weggesprengt, sodass seine heutige Form nicht mehr mit den damaligen Darstellungen übereinstimmt.
Anlässlich des 200jährigen Jahrestages der ersten Rhein-Reise Turners ist am Rheinabschnitt der Loreley ein eindrucksvoller Turner-Wanderpfad im Entstehen. An Wegestafeln kann man sich quasi in seine Fußstapfen stellen und seine Landschaftsperspektiven inetwa nachvollziehen. Dabei wird man sicher feststellen, dass Turner nun mal kein Illustrator von Reiseführern, sondern mit Leib und Seele freischaffender Künstler war.
Was soll es bedeuten?
1830 illustrierte William Turner die Taschenbuchausgabe des Werkes von Lord Byron, der 1824 in Griechenland gestorben war. Turner war für die Hälfte der insgesamt 34 Szenen verantwortlich. Als Titelblatt-Vignette im letzten Band erschien sein berühmter Stich „Burgen am Rhein“ (The Castellated Rhine) aus dem Jahre 1833.
Die erlesene Zartheit dieses Aquarells führt Turners Vignettenstil der 1830er Jahre in aller Vollendung vor Augen. Wer Turners Standpunkt für das Motiv ausfindig machen möchte, wird jedoch feststellen, dass es eigentlich gar keinen gibt. Ein definitiver Ort lässt sich in dem wunderschönen Rheinbild nicht ausmachen.
Bei der Komposition handelt es sich um künstlerische Fantasie, mit welcher der Maler ein Konglomerat aus Kaub, Oberwesel und anderen Orten am Rhein entstehen lies. Im Hintergrund ist die Pfalz erkennbar. Unmittelbar kann sich der Betrachter mit den Figuren im winzigen Boot im Vordergrund identifizieren.
Auf Turners Spuren unterwegs in London
Turners Rheinbilder sind heute in alle Welt verstreut. Viele Skizzen dienten als Grundlage für eine Folge von 50 Aquarellen, die unmittelbar nach der ersten Rhein-Reise ausgeführt und sogleich an seinen Freund und Förderer Walter Fawkes verkauft wurden. Dessen Sammlung wurde 1890 aufgelöst. Wer Turners Bilder im Original bewundern möchte, kann zum Beispiel im Landesmuseum zu Bonn fündig werden. Ein großartiges Turner-Erlebnis stellt eine Kunstreise nach London dar. Neben der Tate Galerie wird man dort u.a. im Viktoria und Albert Museum fündig.
Ein bislang als „On the Rhine“ bezeichnetes Aquarell stellt auf einer Seite Bacharach bei Mondschein und auf der anderen Seite das malerische Städtchen von Süden her dar. Darüber hinaus malte Turner auch St. Goar mit Blick auf St. Goarshausen. Ebenso malte er die Wernerkapelle, welche als besonders schönes Ruinenjuwel bei den Malern der Romantikzeit beliebt war. Oben links neben der Burg Stahleck ist darin gerade der Mond aufgegangen.
Mit Auskratzungen und Auswaschungen mit dem Schwamm sowie Farbverdünnungen mit Hilfe eines wassergetränkten Pinsels setze Turner in genialer Weise Lichter sowohl in der Wernerkapelle als auch am Gemäuer der Ruine. Dabei spiegelt sich der Mond auf dem Wasser des Rheins, wobei das Städtchen vom nächtlichen Dunstschleier eingehüllt wird.
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