Kunstretreat-Konzept: Ästhetische Betrachtungen (3)

Apollinaires Beziehungen zum Rheinland bilden nur die Grundlage, auf der unsere Kunstretreat-Events aufbauen. Kurz vor seiner berühmten Gedichtsammlung „Alcools“, deren epochemachender Erfolg sich in Vertonungen einzelner Texte durch berühmte Komponisten widerspiegelt, veröffentlichte er eine Sammlung von Zeitschriftenbeiträgen über Kunst und Künstler. Ursprünglich trug sie den Titel „Méditations esthétiques“, später wurde das Werk in „Die Maler des Kubismus“ umbenannt, wobei „Ästhetische Betrachtungen“ als Untertitel beibehalten wurde.

 

Beitragsfolge: Kunstretreat-Konzept

Ausstellung „Hommage à Guillaume Apollinaire“ im „Kunstretreat“ 2016/17:

 

Von der Antike zur Moderne der Malerei

Toshiaki Shozu 2, Japan, Appearance of Elementary Particle 16. 12. 2, 2016, Photogravure, 13 x 13 cm

Photoradierung aus Asien Toshiaki Shozu, Japan

Apollinaire prägte darin den Begriff des Orphismus, wobei er die Tendenz zur Abstraktion in der Malerei von Robert Delaunay und anderen Künstlern beschrieb. Ebenso wenig wie die Musik des Lyraspielers Orpheus aus der griechischen Mythologie lasse sich die Kunst Robert Delaunays mit Worten beschreiben. Berühmt sind Delaunays Fensterbilder, welche u.a. das Werk von Paul Klee beeinflusst haben.

Gleichermaßen gilt Apollinaire als der kunstkritische Wegbereiter für den Kubismus und den Surrealismus. Er war ein fabelhafter Mensch, der vor ca. 100 Jahren moderner war, als es heute noch irgendein Dichter sein könnte. Pablo Picasso zählte zu seinen besten Freunden. Apollinaires Gedicht „Fahrende Gaukler“ inspirierte ihn zu dem Gemälde „Les Saltimbanques“ (Die Gaukler) aus der Rosa Periode. Ebenso karikaturierte er seinen Dichter-Freund.

Farben und Formen als Augenweide

Marika Polasek 2, France, Planète II, Woodcut & Linocut, 10 x 11 cm

Holzschnitt / Linolschnitt aus Westeuropa – Marika Polasek, Frankreich

Gleichwohl fließt in unsere Kunstinstallationen die Antike in Form von klassischen und archaischen Skulpturen ein, die wir ebenso wie in der Antike farbig bemalen. In Anlehnung an das stilvolle Schlösschen „Neuglück“ möchten wir die Kunst zudem mit bau- und wohnphilosphischen Aspekten und Lifestyle verbinden.

Bilder kann man nicht nur betrachten, sondern man kann Kunst auch in architektonische Ideen integrieren und insbesondere auch mit kleinformatigen Bildern das Wohnen bereichern. Zudem findet sich der Tenor von Guillaume Apollinaires „Ästhetischen Betrachtungen“ in unseren Kunstmeditationen wieder, welche jeder Kunstinteressent zum Genuss zeitgenössischer Kunst verwenden kann.

Apollinaire gilt als der Vater der literarischen Avantgarde, als der Förderer des freien Verses und der modernen Kunst. Seit 1905 wirkte er auch als Kunstkritiker. Auf Grundlage seiner lyrischen Sprache kann man das kunstkritische Buch „Die Maler des Kubismus“ auch als „Gedicht über die Malerei“ verstehen.

Man muss die Malerei nicht begreifen, sondern sie mit den Sinnen wahrnehmen. Apollinaire versteht die Malerei als eine „Augenweide“, in der die Formen und Farben und deren Ausdrucksmöglichkeiten ins Zentrum rücken.

Parallelen zur Musik

Ishu Jindal 2, India, Meditation II, 2016, C3 – C5, 11,5 x 10 cm

Radierung aus Südostasien – Ishu Jindal, Indien

Dabei werden auch die klanglich-musikalischen Werte von Linien und Formen erprobt. So wie der Orphismus bzw. Robert Delaunays Abstraktion eine Parallele zur Musik darstellt, stellt der poetische Kunstgriff des Surrealismus das Zusammenfügen des scheinbar Unbegreiflichen dar, während der Kubismus Lyrik in Form von Textfetzen und Buchstaben collagenhaft anklingen lässt.

Apollinaire verkörpert schlechthin die Moderne in Malerei und Literatur. Der radikalste Klassiker der französischen Literatur gestaltete nicht nur das Druckbild der Buchseite figurativ um, er ließ auch die Interpunktion weg. Seine Sprache besticht durch die achtsame Frische des Schauens.

Sein Ziel war die Annäherung von Dichtung und Malerei, die Braque und Picasso und andere zur gleichen Zeit in ihren Bildern aus der Richtung der bildenden Kunst betrieben, indem sie zum Beispiel Zeitungsausschnitte in ihre Bilder hineinklebten oder hineinmalten.

 

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Als Buchautorin und Journalistin arbeitet Gabriele Walter mit dem Künstler und Grafiker Kurt Ries zusammen. In ihrem Reise- und Relaxblog helfen sie den Lesern, im Sinne der Selbstfürsorge und Prävention Stressverhalten zu korrigieren und sich Energie, Lebensfreude und mentale Kraft zuzuführen. Dabei fördern sie auch Kunst und Muse.